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«Maschine besser schmieren»

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Das Podium zum Flüchtlingstag mit den Diskutanten (v.l.) Christian Brändle, Claudia Semadeni, Tilla Jacomet, Susanne Ammann und Moderator Hans-Rudolf Müller-Nienstedt. (Bild: Thomas Martens)

Das Podium zum Flüchtlingstag mit den Diskutanten (v.l.) Christian Brändle, Claudia Semadeni, Tilla Jacomet, Susanne Ammann und Moderator Hans-Rudolf Müller-Nienstedt. (Bild: Thomas Martens)

Aktuell sind im Thurgau 21 UMA untergebracht. Ihr Schicksal war es deshalb wert, in einem Podiumsgespräch auf Einladung des Vereins AGATHU/Fremde und Wir diskutiert und vertieft zu werden. Wie sehr das Thema die Menschen bewegt, zeigte sich am grossen Zuspruch im vollbesetzten Rosenegg-Torggel.

Der Thurgauer Regierungspräsident Jakob Stark (SVP) brach in seinem Grusswort eine Lanze für Flüchtlinge und bezeichnete sie als «grosse Chance für die Schweizer Wirtschaft». Man solle gerade in den jungen Menschen die Potenziale suchen und sehen. «Unser Hauptaugenmerk sollte darauf liegen, diese Jugendlichen zu fordern und zu fördern», so Stark.

Dies unterstrich auch die Kreuzlinger Sozial-Stadträtin Barbara Kern (SP). Angesichts der Schweizer Asylpolitik und Waffenexporte bestünden Verantwortung und Pflicht, jungen Flüchtlingen Hilfe und Perspektiven zu bieten.

Hans-Rudolf Müller-Nienstedt von AGATHU/Fremde und Wir zeigte ihren Weg von der Ankunft in der Schweiz bis zum Asylentscheid auf. Die Zahl der UMA, unbegleitete Flüchtlinge von meist 12 bis 18 Jahren, werden im Thurgau durch die Peregrina-Stiftung betreut. Die Wahrung der Interessen erfolge in Zusammenarbeit mit der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (KESB) durch Beistände. Diese seien allerdings vielfach zeitlich überlastet, wie Claudia Semadeni, Präsidentin der KESB Weinfelden, bestätigte.

Ein Idealfall
Am Beispiel seines Pflegekindes Seni zeigte Christian Brändli aus Weinfelden auf, wie die Unterbringung und Versorgung von UMA idealerweise erfolgen kann. Vom Aufgriff in Schaffhausen bis zum Eintritt in die Pflegefamilie vergingen gerade einmal zwei Monate. «Seni besucht zurzeit eine Kleinklasse der Oberstufe in Weinfelden und nach dem Sommer ein Brückenangebot», berichtete der Pflegevater über die Integration des jungen Mannes aus Somalia.

Doch nicht immer verläuft ein Asylverfahren derart reibungslos. Chistian Brändle und Tilla Jacomet,  Leiterin der Rechtsberatungsstellen für Asylsuchende in Kreuzlingen, sehen Nachholbedarf in Abläufen und wünschen sich eine bessere und schnellere Zusammenarbeit aller involvierter Stellen. «Die Maschine muss besser geschmiert werden, so Brändle. Susanne Ammann von Caritas Thurgau kritisiert, dass jugendliche Flüchtlinge oft nicht die gesetzlich vorgeschriebe Unterstützung bekämen, zum Beispiel zur Vorbereitung auf die Anhörung. «Das ist für die UMA existenziell.»

Aufruf an Pflegefamilien
Das Podium war sich einig, dass für die Flüchtlinge Bezugspersonen gebraucht werden, was die Beistände aber nicht leisten könnten: «Die psychologische und die juristische Ebene passen nicht zusammen», stellt Brändle fest. Er appellierte dafür, mehr Pflegefamilien zu suchen. «Die Durchgangsheime sind keine Lösung. Hier besteht dringend Handlungsbedarf.»


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