Das stimmt und stimmt nicht! Vor allem in einem Exekutivamt geht es bei der Parteizugehörigkeit nicht in erster Linie Unterstützung bei den Wahlen, sondern um eine Partnerschaft während einer ganzen Legislaturperiode. Dabei ist die Parteimeinung nicht entscheidend – «Parteibuch» ist sowieso passé – sondern die Möglichkeit, sich immer wieder austauschen zu können, seine Tätigkeit zu hinterfragen, Diskussion mit einem «Sparringpartner» sozusagen.
Im Gegensatz zum Gemeinderat, wo die Parteien insbesondere in den Kommissionen eine wichtige Rolle spielen, steht der Exekutivpolitiker ziemlich alleine da. Er sollte sich aber dem sachlichen Dialog stellen können und dabei auch in Kauf nehmen, dass man ihm ab und zu einen Spiegel vorhält. Dies funktioniert nicht «im Dialog mit dem Volk», sondern nur im vertrauten, vertraulichen Rahmen. Unter Gleichgesinnten, die politische Verantwortung mittragen, kann man sich auch mal «an den Karren fahren», ohne dass gerade eine Szene daraus entsteht, kann eine Angelegenheit angesprochen werden, bevor sie überhaupt zum Problem wird. Es geht hier um Austausch, Nachdenken, Betrachtung und Überlegung zur Amtsführung – beim Stadtammann z.B. nicht um die Verwaltung, sondern um die Weiterentwicklung der Stadt – ihrer eigentlichen Zukunft.
Diese Weiterentwicklung ist meines Erachtens ins Stocken geraten. Es spielt eine unwesentliche Rolle, welches «Parteibuch» ein Exekutivpolitiker aufweist. Da hat Andreas Netzle Recht, wenn er sagt, dass der Rückhalt in der ganzen Bevölkerung mehr Wert ist. Gradmesser dafür ist jedoch die Volkswahl, wie sie jetzt ansteht. Für die folgenden vier Jahre erwartet die Bevölkerung, wie gesagt, dass die Stadt weiter entwickelt wird. Dafür ist der Kontakt mit einem Parteivorstand und einer Fraktion hilfreich. Aus der sogenannten Unabhängigkeit wird sonst Unverbindlichkeit, es fehlt die Reflexion. Ich empfehle Andreas Netzle eindringlich, sich zu einer Partei zu bekennen, egal zu welcher.