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Minderjährig und allein

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Fluechtlingsbild«Unbegleitete, minderjährige Asylsuchende gehören zur Gruppe der besonders verletzlichen Asylsuchenden. Diese UMA, welche vorübergehend oder dauernd aus der familiären Umgebung herausgelöst werden, haben Anspruch auf besonderen Schutz und Beistand der Schweiz», schreibt die Schweizerische Flüchtlingshilfe in einem Projektentwurf. Und auch die Neue Zürcher Zeitung titelte unlängst: «Flüchtlingskinder fordern Kantone: Unbegleitete minderjährige Asylbewerber benötigen einen besonderen Schutz». Die UN-Kinderrechtskonvention, von der Schweiz unterzeichnet, besagt in ihren Grundsätzen, dass bei allen Massnahmen, die Kinder betreffen, das Kindeswohl vorrangig zu berücksichtigen ist.

«Wir müssen uns fragen: Was brauchen Flüchtlinge, und v.a. unbegleitete minderjährige Asylsuchende, damit sie als Erwachsene ihr Leben selbständig in die Hand nehmen können», sagt Hans-Rudolf Müller-Nienstedt vom Verein Agathu, der den kommenden Flüchtlingstag in Kreuzlingen organisiert. In Basel, Luzern, Graubünden, Zürich und St. Gallen beispielsweise gebe es Wohngruppen oder spezielle Abteilungen für unbegleitete minderjährige Asylbewerber, in der die Jugendlichen unter sich sind und während 24 Stunden von qualifiziertem Personal betreut werden. «Die Erkenntnis, dass es notwendig und auch sinnvoll ist, in Integrationsmassnahmen für diese Kinder und Jugendlichen zu investieren, setzt sich immer mehr durch», so Müller-Nienstedt.

Flüchtlingskinder in der Schweiz
Im Kanton Thurgau sind zurzeit 22 unbegleitete minderjährige Asylsuchende untergebracht. Für sie sorgt die Peregrina Stiftung. Die Anzahl der in der Schweiz aufgenommenen Flüchtlingskinder hat sich 2014 im Vergleich zu 2013 verdoppelt. Laut Staatssekretariat für Migration (SEM) ersuchten im 2014 795 Flüchtlingskinder um Aufnahme in der Schweiz. Das sind 3,34 Prozent aller Asylbewerber. Weitaus am meisten unbegleitete Minderjährige kommen aus Eritrea (521), es folgen mit deutlichem Abstand Afghanistan (52), Somalia (50) und Syrien (44). Über 80 Prozent sind zwischen 15 und 18 Jahren alt und männlich.

Am Podium wird er zur Situation im Thurgau sprechen. Hier gibt es mittlerweile ein Konzept für die Betreuung und Begleitung von UMAs, im Frühling 2015 eröffnete eine Brückenklasse für 16-18jährige Flüchtlinge. Auch ein Pflegevater wird über seine Erfahrungen mit der Aufnahme eines 13-Jährigen Flüchtlings aus Somalia berichten. Am Podium nehmen Vertreter von Caritas, Pergerina-Stiftung, HEKS, Sozialamt und Berufsbeistandschaft teil.

Filmplakat von "Neuland". (Bild: zvg)

Filmplakat von «Neuland». (Bild: zvg)

Im Anschluss zeigt die Agathu-Kommission «Fremde & Wir» den Film «Neuland» der Schweizer Regisseurin Anna Thommen, moderiert von Elisabeth Hofmann. Das vielfach ausgezeichnete Werk über eine Basler Integrationsklasse zeigt, wie Jugendliche aus aller Welt, darunter auch unbegleitete minderjährige Asylsuchende, darum ringen, im «Neuland» Schweiz Sprache und Kultur kennenzulernen und für sich eine Zukunftperspektive zu entwickeln. Ihr Lehrer, Herr Zingg, macht ihnen keine Illusionen, wie schwierig das ist. Zugleich wird er nicht müde, den Glauben seiner SchülerInnen an sich selbst und ihre Zukunft zu stärken.

Der Anlass im Torggel Rosenegg findet am Samstag, 20 Juni, um 17 Uhr statt (Podiumsdiskussion). Danach wird ein asiatischer Apéro gereicht. Die Filmvorführung beginnt um 19 Uhr.


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