So wie sich im frühen 15. Jahrhundert Konzilsdelegierte aus unterschiedlichsten Himmelsrichtungen nach Konstanz wandten, sind nationale und internationale KünstlerInnen auf Einladung des Kunstvereins Konstanz hierher gekommen, um die Stadt zu erkunden und ihre Geschichten kennenzulernen. Vor Ort und für den Ort ihrer Wahl entwickelten sie daraufhin ihre Ausstellungsbeiträge in den unterschiedlichsten Medien.
So ist beispielweise in der Silvesterkapelle des Münsters ein anatomisch realistisches Herz installiert, das in Erinnerung an den tschechischen Reformator aus 600 Jahre altem Holz gefräst wurde (Nick Crowe und Ian Rawlinson). Bunte Fahnen, die von der Rheinbrücke wehen, etablieren neue, ungenannte Zugehörigkeiten und stehen einmal nicht als Symbole für Herkunft oder Nation (Gili Avissar). Eine Lichtinstallation in Münsternähe trägt Licht und Erleuchtung in die Welt (Alexej Meschtschanow).
In der Tiroler Stube, aus Altmaterial zusammengezimmert und in den Durchgang zum Kunstvereinshof gezwängt, können Ausstellungsbesucher ein kostenloses (Not-)Quartier für eine Nacht finden (Hannes Egger). Die verlassene Behausung einer Allgäuer Sektenbewegung im Kreuzlinger Kunstraum dokumentiert religiösen Fanatismus und stellt, ebenso wie eine Videoarbeit, die eine rätselhafte, endzeitliche Siedlung im Wald zeigt, die Frage nach Duldung und Toleranz (Alexandra Vogt). Eine Bronzefigur, der historischen Figur Hus nachspürend, wirft in einem dunklen Raum Schatten. Zugleich lädt eine Wachsfigur den Betrachter ein, das leichte, schnell verformbare Material eigenhändig zu verändern (Markus Daum).
Verschiedene Themenfelder
Aus der bewegten Geschichte des Konzils ergeben sich Themenfelder wie Religion & Toleranz, Begegnung & Kommunikation oder Gastfreundschaft & kulturelle Vielfalt, sowie, im Jahr des Jan Hus, Gerechtigkeit und Verlässlichkeit – Themen, die deutlich machen, wie sehr dieses mittelalterliche Kirchenereignis in unsere Gegenwart ragt und sich damit als Bezugspunkt zeitgenössischer Kunst anbietet.
In den zahlreichen Ausstellungsstationen im städtischen Innen- wie Aussenraum in Konstanz und Kreuzlingen erinnert Meeting Point nicht nur an das Konzilsgeschehen: Anschaulich wird die Gegenwärtigkeit der dort verhandelten (kirchen-)politischen Fragen und die Grundproblematik menschlichen Miteinanders – ungelöst auch nach 600 Jahren.