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(Bild: pixelio)
Nur, Gespenstern ist es eigen, dass es sie nicht gibt, da sie Hirngespinste sind. Bei Mietwucher und Entmietung verhält es sich leider ganz anders. In Kreuzlingen sehen sich die Mieter von – noch – relativ preisgünstigem Wohnraum einem immer dreister werdenden Investitionsterror ausgesetzt. Da werden dubiose «Pinselsanierungen» vorgenommen, nur um dann den Mietzins gleich einmal um «schlappe» 500 Fränkler anzuheben. Warum ? Nun – das Bauland in Kreuzlingen haben die Immobilienspekulanten nahezu «aufgebraucht» und jetzt haben sie die alten Wohnblöcke im Visier.
Doch gerade in solchen Altbauten wohnen jene Menschen mit bescheidenem Einkommen, denen es nicht vergönnt ist, zur Klasse der Vermögenden zu gehören. Ihnen ist bewusst, dass sie die nächsten Opfer der Profitgier sein werden. Von den ca. 21’000 Einwohnern Kreuzlingens leben sicher mehr als 5000 in dieser Dauerangst. Die Erfahrungen jener, die versucht haben sich zu wehren, zeigen, dass Widerstand die Vertreibung – wenn überhaupt – nur verzögert, niemals aber verhindert. Die eher neoliberalistischen Prinzipien verpflichtete Gesetzgebung – den Bürgerlichen sei Dank ! – kommt hierbei den profitorientierten Immobilienbesitzern ganz klar entgegen.
Angesichts dieses sich in Kreuzlingen deutlich abzeichnenden sozialen Kahlschlages hin zu «Zuger Verhältnissen» in der «Ersten Schweizer Stadt am See» vermisse ich die tatkräftige Solidarität der Kreuzlinger Lokalpolitiker mit den Armen in unserer Stadt sehr schmerzlich.
Als alter Kreuzlinger mit mehr als acht Lebensjahrzehnten in dieser Stadt auf dem Buckel stehen mir die bedürftigen Rentner besonders nahe und ich weiss sehr gut, wie es ist, auf eine auch mit einer kleinen Rente bezahlbaren Wohnung angewiesen zu sein. Der Maximalbetrag für Mietzins liegt bei den AHV-Ergänzungsleistungen derzeit um die 1300 Franken. Das bedeutet, dass Rentner an der Armutsgrenze auf dem Kreuzlinger Immobilienmarkt chancenlos dastehen, wenn man ihnen ihre bisherige bezahlbare Wohnung wegsaniert hat.
Und Wohnung bedeutet gerade für die Kreuzlinger der Rentnergeneration nicht nur Unterkunft, sondern stellt auch den Mittelpunkt des sozialen Lebens dar. Da helfen sich Hausgemeinschaften gegenseitig, leben die Quartiere, wird der Vereinsamung im Alter entgegengewirkt und es können so auch unsere älteren Mitbürger selbstbestimmt leben ohne der Allgemeinheit zur Last zu fallen. Doch das alles wird rücksichtslos zerstört, wenn das Exekutionskommando eines Immobilieninvestors in der Tür steht und die Betagten gnadenlos auf den Pfad der Tränen schickt – die Alten haben ihre Schuldigkeit getan, die Alten müssen gehen!
Ich frage unsere Herren Politiker in Kreuzlingen : «Haben das Menschen verdient, die ihr Arbeitsleben, ihr Steueraufkommen oder ihr gesellschaftliches Engagement ein Leben lang in diese Stadt eingebracht haben?» Besonders denke man an jene Frauen, die unter schweren materiellen Bedingungen ihre Kinder allein zu rechtschaffenden Bürgern erzogen haben und heute auf eine geringe AHV mit Ergänzungsleistungen angewiesen sind. Darf man Menschen ihrer sozialen Heimat berauben, einfach auf die Strasse setzen oder in einem Heim «entsorgen», nur weil sie den Raffgierigen nicht die geforderten Wuchermieten zahlen können? Wo bleibt da der Grundsatz von «Treu und Glauben»? Ist es denn wirklich legitim, nach der Devise «Kreuzlingen den Reichen – die Bürger müssen weichen!» zu verfahren?
Ich meine ganz klar «Nein!». Die Generation, die in den harten Zeiten von Krieg und Wirtschaftskrise Kreuzlingen zu dem gemacht hat, was es heute ist, darf nicht von verantwortungslosen Spekulanten in den Kehricht gerührt werden! Angesichts einer beschämenden Tatenlosigkeit und einer zynischen Totschweigementalität von Kreuzlinger Politikern gegenüber der von den Immobiliengeiern geschaffenen Wohnungsnot der Einkommensschwachen fürchte ich, dass demnächst Wohncontainer für Entmietete auf dem Boulevard das Stadtbild bestimmen werden – oh Helvetia!
Ich frage unsere Kreuzlinger Politiker:
- Wo bleibt der soziale Wohnungsbau in Kreuzlingen ?
- Wo bleibt der «Runde Tisch» zur Wohnungsnot in Kreuzlingen ?
- Wo bleibt die soziale Verantwortung der Kreuzlinger Hauseigentümer und der Immobilienwirtschaft ?
All das sehe ich in Kreuzlingen leider, leider nicht und darum wird es sie auf dem Kreuzlinger Boulevard alsbald geben – die Wohncontainer auf dem Boulevard!