
Kantonsforstingenieur Daniel Böhi erklärte, dass es sich auch auf den Wald negativ auswirken wird, wenn die Holznutzung weiter an Stellenwert verliert. (Bild: zvg)
Der aktuelle Eurokurs ist für die heimische Forst- und Holzbranche eine grosse Herausforderung. Ein Absatz im Ausland ist für die Schweizer Holzverarbeiter derzeit praktisch nicht möglich. Gleichzeitig drängen vermehrt günstige Holzprodukte, insbesondere Schnittwaren, auf den Schweizer Markt. Die einheimischen Sägereien können mit diesen tiefen Preisen nicht mithalten. Zu ihrer Entlastung wurden die Richtpreisempfehlungen für Rundholz gesenkt, womit es aber für die Waldbesitzer nicht mehr lohnenswert oder gar attraktiv ist, Holz auf den Markt zu bringen. Für die ganze Schweizer Forst- und Holzbranche ergab sich durch diese Entwicklung eine äusserst prekäre Situation. Es ist daher wichtiger denn je, dass das einheimische Holz im Inland zu angemessenen Preisen Absatz findet.
Gemeinde Bussnang handelte vorbildlich
Die Gemeinde Bussnang hat beim Neubau ihres Werkhofes klar definiert, dass nach Möglichkeit Holz für den Bau eingesetzt wird und dass ausschliesslich Holz aus dem eigenen Forstrevier Verwendung findet. Wie Gemeindeammann Ruedi Zbinden an der Medienkonferenz betonte, ist diese Vorgabe auch von der Bevölkerung geschätzt und unterstütz worden. Der Holzbau ist dann von der Firma Kaufmann Oberholzer AG ausgeführt worden. Geschäftsleiter Rico Kaufmann betonte, dass seine Firma generell aus Überzeugung möglichst lokales Holz verarbeitet, da der Holzbau nur so wirklich ökologisch sinnvoll ist. Leider, so erklärte er, sehe man heute nur all zu oft, dass fertig verbautes Holz aus dem Ausland auf Schweizer Baustellen geführt werde. Das Nachsehen hätten dabei sowohl die einheimischen Waldbesitzer und Forstbetriebe, als auch die Schweizer Sägereien und die Holzbauer. Die ganze Wertschöpfung der Holzkette passiert so im Ausland, was sich negativ auf die lokale Wirtschaft auswirkt.
Rückgang der Holznutzung hat Folgen
Etwa 4‘800‘000 Kubikmeter Holz aus dem Schweizer Wald werden derzeit pro Jahr genutzt, rund 150‘000 Kubikmeter sind es jährlich alleine im Kanton Thurgau. Holz ist damit eine unserer wenigen einheimischen, natürlichen, nachwachsenden und damit nachhaltig nutzbaren Ressourcen. Insbesondere im Privatwald war und ist der Holzpreis für die Nutzungsmenge mitentscheidend, wie Urban Brütsch, Präsident des Waldwirtschaftsverbands Thurgau, betonte. Seit der Reduktion der Holzpreise im Januar 2015 lohnt es sich für einen Waldbesitzer aber kaum mehr, Holz zu nutzen und zu verkaufen. Es ist zu erwarten, dass die Holznutzung angesichts der aktuellen Preisentwicklungen weiter zurückgehen wird. Die Holzverwendung ist aber im Bauwesen oder im Bereich der Energiegewinnung eine der ökologischsten und nachhaltigsten Möglichkeiten, wenn Holz lokal gewonnen werden kann. Entsprechend sollte sinnvollerweise soviel Holz wie nachhaltig möglich genutzt und lokal verarbeitet werden. Wenn der Bezug von Schweizer Holzwaren jetzt währungsbedingt noch weiter zurückgeht, werden Schweizer Betriebe der Forst- und Rohholzbranche zunehmend aufgeben müssen. 12‘000 Arbeitsplätze sind schweizweit direkt akut gefährdet. Damit würden aber auch Ausbildungsplätze und wertvolles Fachwissen verloren gehen. Dies hätte einen Mangel an Fachkräften und an Infrastruktur zur Folge, sollte sich die Situation später wieder ändern, erklärte Kantonsforstingenieur Daniel Böhi. Er betonte auch, dass eine solche Entwicklung auch im Thurgauer Wald sichtbar und spürbar wäre. Die traditionelle, kleinflächige und nachhaltige Holznutzung garantiert bislang einen stabilen, vielfältigen Wald, einen wertvollen Lebensraum, einen attraktiven Wald für Freizeitnutzer und den Erosionsschutz. Diese durch die Nutzung gewährleistete Multifunktionalität des Thurgauer Waldes sei aber gefährdet, wenn die Holznutzung weiter an Stellenwert verliere.
Bauherren sind am Zug
Die Holzbranche bietet heute viele innovative Produkte und Techniken an, sodass Holz in vielen Bereichen problemlos mit anderen Bauprodukten mithalten kann. Nun gilt es diese Möglichkeiten auch zu nutzen. Private und öffentlich Bauherren sind gefordert, ihre Verantwortung für die Schweizer Holzbranche und für unsere Umwelt wahrzunehmen, betonte Regierungsrätin Carmen Haag. Sie rief abschliessend dazu auf, man solle sich bei jedem Bauprojekt Gedanken dazu machen, wo sich Holz sinnvoll einsetzen lässt und sie forderte alle Bauherren auf, sich bewusst für Schweizer Holz und Schweizer Arbeit zu entscheiden.