Am 19. Mai ist die «falsche Ärztin» beim Amtsgericht Konstanz angeklagt und am 1. Juni müssen sich die Verantwortlichen des HNZB vor dem Bezirksgericht Kreuzlingen in einem Zivilverfahren verantworten.
Der Fall sorgte im Sommer 2013 für grosses Aufsehen. Eine 51-Jährige ohne Approbation hatte sich nach sieben Stationen in Kliniken und Praxen innerhalb von fünf Jahren in der Deutschschweiz einen Notarztjob am HNZB erschlichen. Gemäss damaliger Aussage von Geschäftsführer Martin Costa war die Frau «von Mai bis Anfang Juni während neun Einsatztagen als Ärztin im Stellvertreterstatus in unselbständiger Tätigkeit eingesetzt». An Operationen sei sie nicht beteiligt gewesen, auch nicht assistierend. «Nach Bekanntwerden erster Verdachtsmomente haben wir unverzüglich gehandelt und die Tätigkeit der fraglichen Person sofort eingestellt», so Costa.
Zum anstehenden Gerichtsverfahren sagte ein Kliniksprecher auf Anfrage: «Wir haben stets mit den zuständigen Behörden kooperiert und die Ermittlungen gegen diese Person voll- umfänglich unterstützt. Von unserer Seite werden ebenfalls Verfahrensschritte geprüft.» Aufgrund der laufenden Verfahren und mit Rücksichtnahme auf die Arbeit der Behörden möchte die Klinik auf eine weitere Kommentierung verzichten.
Die Klinikleitung selbst steht ein paar Tage später in Kreuzlingen vor Gericht. Der ehemalige Kardiologie-Chefarzt, im Herbst 2013 entlassen, verklagt die Klinik wegen Rufschädigung und Persönlichkeitsverletzung. Anlässlich einer aufsehenerrregenden Pressekonferenz im Januar 2014 wollten die Klinikverantwortlichen ihn und einen Oberarzt als Hauptinformanten der Medien identifiziert haben.
Mittels mitgeschnittener Gespräche durch einen Privatdetektiv sah die Klinikleitung den Beweis erbracht, dass die beiden Ärzte selbst eine Klinik eröffnen wollten und damit eigene wirtschaftliche Interessen verfolgten. «Das ist überhaupt nicht der Fall», so der Fachmediziner auf Anfrage. «Fakt ist, dass ich nach meiner Entlassung die Eröffnung einer kardiologischen Praxis zusammen mit einem nicht invasiv tätigen Mitarbeiter angekündigt und verwirklicht habe.» Hier werde lediglich die Diagnostik angeboten, die Therapie erfolge unverändert in Kliniken. Eine Konkurrenz bestehe so nicht. Auch dazu gibt die Klinik keinen Kommentar ab.