«Ohne Zweifel, härter wie Stahl, darum gibt’s nur eine Wahl!» – mit diesem Slogan wirbt Stadtrat David Blatter (SVP) für den zweiten Wahlgang. Als das Plakat am vergangenen Freitag in der Facebook-Gruppe «Du bisch vo Chrüzlinge, wenn …» veröffentlicht wurde, brach ein kleiner Sturm der Entrüstung los. Einem User fiel gar nur Beleidigendes ein, während ein anderer seinen Unmut erklärte: Die Formulierung «Härter wie Stahl» erinnere stark an ein geflügeltes Wort aus dem Dritten Reich. «Flink wie Windhunde, zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl» sollte seine Jugend gemäss Adolf Hitler sein. Der Mann empfand das unpassend auf einem Inserat, bei dem es um das Amt des Schulpräsidenten geht.
David Blatter hat diese Assoziation jedenfalls nicht gewollt: «Ein Skandal wird nur verursacht, wenn Menschen aus Wörtern andere Bedeutungen ableiten», schreibt er auf Anfrage. Auch Parteipräsidentin Irène Herzog findet nichts dabei: «Es ist lediglich ein lustiges Wortspiel mit den Namen der Kandidaten. Irgendein geschichtlicher Bezug ist mir nicht bewusst.»
Persönlich habe er keine der beiden Mitkandidaten kritisiert, erklärt Stadtrat Blatter und deutet zudem an, das Thema werde künstlich aufgebauscht: «Wenn Kritiker mir gegenüber aus einem meines Erachtens harmlosen Spruch etwas anderes suggerieren und die Medien dies auch noch aufnehmen, ja dann kann ich nur schmunzeln.»
Admins löschten Post
Dabei schlug der Vorfall doch einige Wellen in der mit über 4000 Mitgliedern recht grossen Facebook-Gruppe. Bis zum Sonntag erschienen zwar hauptsächlich positive Reaktionen. Andererseits bemühten sich die Administratoren, kritische Wortmeldungen umgehend zu löschen. Am Montag dann sahen sie sich gezwungen, den gesamten Post zu löschen. Für ein Statement waren die Zuständigen jedoch vor Redaktionsschluss nicht mehr zu erreichen.
Und das blieb nicht die einzige Plakat-Kritik. Ausgerechnet bei einer Schul-Wahl unterlief dem Texter von David Blatter ein Als-wie-Fehler. Nach Ausdrücken der Gleichheit, welche dem Positiv entsprechen, wird «wie» verwendet – so lernten wir es in der Schule. Nach Ungleichheiten hingegen, welche dem Komparativ entsprechen, soll «als» stehen. Im Grunde müsste es also «Härter als Stahl» heissen, wie Kommentator Wolf-Eberhard von Cube auf www.kreuzlinger-zeitung.ch richtig bemerkte.
Für SVP-Parteipräsidentin Irène Herzog ist das genau wie der gereimte Spruch Umgangssprache. «Das wirkt peppig», findet sie. Und erhält Unterstützung von David Blatters Konkurrent René Zweifel. «Ich finde den Spruch amüsant. Und in Mundart wäre es richtig. Ich finde es lässig, wenn man solche originellen Sachen macht», urteilt der unabhängige Kandidat für das Amt des Schulpräsidenten.
Schmunzeln musste auch Michael Stahl. «Trotzdem hätte man darüber noch eine Nacht schlafen sollen», findet der FDP-Kandidat. «Das könnte zum Eigentor werden.» Eine Reaktion darauf – denkbar wären Plakate mit dem Slogan «Flink wie ein Windhund», wie ein User auf Facebook anmerkte – werde es von ihm nicht geben.
Beide finden die Assoziation mit der deutschen Vergangenheit sowieso sehr weit hergeholt. «Inhaltlich fühlen wir uns nicht angegriffen und sind auch nicht beleidigt», sagen sie unisono.
Der ganzen Geschichte etwas Gutes abgewinnen konnte schliesslich noch unser Leser Hanspeter Schär. Er beweist Humor und findet Gefallen am «Wahlkampf in Versform», sieht aber beim Schulpräsidenten andere Qualitäten gefragt als die der Durchsetzungskraft: «Wir brauchen keinen Harten, das führt nur in den Sumpf. Wir woll’n auf René warten, das ist der beste Trumpf!», schreibt Schär. (siehe S. 26).
«Stammtisch»
«Ein generischer Satz ohne Inhalt», urteilt der Kreuzlinger Werbeprofi Thomas Gut. Er geht von einer «Verzweiflungstat» aus, die dem Kandidaten Profil verleihen soll. «Dabei hat David Blatter dies gar nicht nötig», so Gut. Der Versuch, schnell etwas Lustiges, etwas Aufsehenerregendes machen zu wollen, sei nach hinten losgegangen. Der Reim könne ausserdem als Angriff auf die Konkurrenten verstanden werden. «Der klassische Wähler goutiert so etwas nicht», weiss Gut. Erfolg bringe seiner Meinung nach nur ein inhaltlich durchdachter Wahlkampf. Das Stimmvolk müsse durch Argumente überzeugt werden, nicht durch «Stammtisch-Sprüche».