Manche fanden gar keinen Platz mehr: Rund 80 Zuhörer kamen gestern Abend ins Rathaus, um der Gemeinderatssitzung zu folgen. «Toll» fand das Gemeinderatspräsident Alfredo Sanfilippo, kündigte aber auch sofort an: «Ich werde nicht zögern, die nötigen Massnahmen zu ergreifen, wenn die Sitzung gestört wird.» Musste er aber gar nicht. Denn das Publikum verhielt sich so sittsam, dass es fast schon an Teilnahmslosigkeit grenzte. Es ist aber davon auszugehen, dass die Freude der Anwesenden über den klaren Ausgang der Abstimmung und die zahlreichen positiven Voten zum Projekt nicht weniger gross war als im 2012. Damals wurde die Schwimmhalle mit der Annahme des Wettbewerbskredits auf den Weg geschickt, mehr oder weniger lautstark begleitet von den zahlreich gekommenen Schwimmsportlern.
Gestern nahm das «Jahrhundertprojekt» (Rolf Rindlisbacher, SVP) eine weitere Hürde. Die letzte, grosse, wird im September folgen, wenn die Botschaft vors Volk gelangt. Mit dem klaren Ergebnis von 26 Ja und 13 Nein sendet der Gemeinderat indes nicht nur eine Wahlempfehlung an die Stimmbürger, sondern auch ein Signal an die Aussengemeinden und alle anderen, von denen ein Zustupf kommen könnte: Ja, wir wollen die Schwimmhalle! Ja, macht mit!
«Eine einmalige Chance!»
Die Fronten im Gemeinderat verliefen dabei deutlich: Die eine Seite zeigte sich überzeugt vom Projekt, lobte es als solches, hob dessen Nutzen für die Allgemeinheit hervor oder die Unterstützung durch Bund und Kanton. Dazu gehörten geschlossen die Fraktionen SP und Freie Liste/Rägäbogä, aber auch grosse Teile der Fraktionen FDP/EVP und CVP. «Eine einmalige Chance», betonte Elmar Raschle (CVP). Es handele sich um eine grosse Investition, diese sei aber «von unschätzbarem Wert», räumte Ruedi Herzog (SP) ein und und warb für den Mut zum Ja. Eine Annahme dürfe allerdings keine «Verzichtspolitik» zur Folge haben, beispielsweise im Kulturbereich, mahnte er. An den Stadtrat richtete er die Aufforderung, die Botschaft in punkto Beiträge Dritter und die Auswirkungen auf die Finanzen zu verbessern, bevor sie vors Volk gelangt.
«Die Schwimmhalle verleiht Kreuzlingen komplett neue Dimensionen und muss jetzt umgesetzt werden», lautete das Votum von Roger Schläpfer (FDP/EVP). Die Badehosen schon parat hatte Christian Forster (FL/Rägäbogä), der rief: «Hopp Chrüzlinge!»
Gegner fürchten Kosten
Die Gegner sahen vor allem bei den Bau- und Betriebskosten das Haar in der Suppe. Zu ihnen gehörte die gesamte SVP-Fraktion mit Ausnahme von Peter König sowie einzelne Parlamentarier der FDP/EVP- und der CVP-Fraktion. «Wünsche müssen manchmal zugunsten der Realität aufgegeben werden», schickte Rolf Rindlisbacher (SVP) in Richtung Schwimmsportler und Befürworter des neuen Bades. Für die SVP sei schlicht «die jährliche Belastung zu gross». Sein Fraktionskollege Fabian Neuweiler (SVP) machte auf Unregelmässigkeiten bei den Betriebskosten aufmerksam, sodass Stadtrat Michael Dörflinger auf den Tisch hauen musste. Die Zahlen seien wasserdicht: «Für das Geld können wir die Anlage bauen!» Dörflinger antwortete auch Thomas Dufner (CVP), der die Kostensicherheit energisch anzweifelte: Ein Spielraum von zehn Prozent sei eingeplant.
Zonenplanänderung diskussionslos bewilligt
Ohne Gegenstimme genehmigte der Gemeinderat die Zonenplanänderung Bahnhofstrasse, womit die Gestaltungsplanpflicht im Gebiet Bahnhofstrasse aufgehoben ist. Diskussionslos hiess das Parlament zudem die Einbürgerungen von Guliano Fumarola und Letizia Fumarola sowie Alicia Walterspiel gut.
Rücktritt von Gloor und Zülle
Ohne Wortmeldungen verliefen auch die Ersatzwahlen in die Kommissionen, die aufgrund des Parteiwechsels von Gemeinderätin Barbara Hummel von der FDP in die SVP ausgelöst wurden. Diskussionslos verlief auch die Ersatzwahl im Wahlbüro. Per 31. Dezember 2013 reichten Doris Gloor-Beller und Ramona Zülle ihren Rücktritt ein. Per 20. März 2014 werden die Ämter von Mario Marazzi und J. Antonio Pesquera übernommen. Die Amtsdauer gilt für die Legislaturperiode 2011/2015.