
Seit der Sperrung des Hauptzolls gibt es in der Brückenstrasse ein erhöhtes Verkehrsaufkommen. (Bild: Thomas Martens)
Anwohner Rudolf Anderegg meint: «Einmal mehr kuscht der Kreuzlinger Stadtrat vor den Konstanzern. Der Stadtteil Stadelhofen wurde wirksam vom Verkehr entlastet und die Anwohner sind froh darüber. Das ganze geht zu Lasten der Anwohner von Grenzstrasse, Dufourstrasse und vor
allem der Brückenstrasse. Vor nicht allzu langer Zeit wurde das Nachtfahrverbot in der Brückenstrasse aufgehoben, was eine Verkehrszunahme zur Folge hatte.
Die jetzige Massnahme wiederum führt zu einer Verdoppelung des Verkehrs und zu unerträglichen und gefährlichen Situationen. Muss denn zuerst etwas passieren? Die Umleitungsmassnahmen haben überhaupt nichts genützt. Die Stadträte sollten halt mal selbst einen Augenschein vornehmen und sich nicht nur als Schreibtischtäter betätigen. Wann endlich tut der Kreuzlinger Stadtrat einmal etwas für uns Kreuzlinger?»
«Stinksauer» ist Patrick Reschke. Aus seiner Sicht scheint das Quartier keine Lobby im Stadtrat zu haben. Die letzten vier Wochen seien eine Zumutung gewesen und die Anwohner hätten sich auf den 7.Januar gefreut – der Tag, an dem der Hauptzoll wieder «entsperrt» werden sollte. «Durch die Umgestaltung der Brückenstrasse mit ebenerdigem Trottoir und langen Parkbuchten (ist ja ein ‹Wohnquartier›!) verträgt diese Strasse den momentanen Verkehr nicht (und den vor und nach Weihnachten erst recht nicht)», meint Reschke.
Zu viele Autos
Es seien einfach zu viele Autos unterwegs – die sogenannte «Umleitung» über die Bahnhofstrasse ein schlechter Scherz. «Die Schilder sind klein und zu dezent.» Insgesamt wirkt dieser Versuch auf ihn einseitig angesetzt (positiv nur für Konstanz-Stadelhofen) und wenig durchdacht, unter dem Deckmantel des «gemeinsamen Verkehrskonzepts» mit Konstanz. «Da hat sich Kreuzlingen schön über den Tisch ziehen lassen», will er diese Verlängerung des Versuchs nicht schulterzuckend hinnehmen.
Christine Fleischer schläft nach eigenen Angaben seit Wochen im Wohnzimmer, da ihr Schlafzimmer zur Strassenseite ausgerichtet sei und direkt vor einer Parkbucht liege. Die Anfahrgeräusche höre man die ganze Nacht hindurch (von tagsüber ganz zu schweigen). Sie sieht keinen Sinn darin, die Testphase um vier Monate zu verlängern («Ausgang ungewiss»). «Das hat auch nichts mit dem erhöhten Verkehrsaufkommen in der Weihnachtszeit zu tun, zumal nachts ja wohl kaum Weihnachtseinkäufer durch die Brückenstrasse heizen.»
Quartierverein wusste von nichts
Auch der Präsident des Quartiervereins Emmishofen, Christian Brändli, ärgert sich über die Entwicklungen in der Brückenstrasse. «Es ist unglaublich, dass unser Stadtrat dazu Ja gesagt hat», teil er auf Anfrage mit. Weder als Präsident des Quartiervereins noch als Gemeinderat (FDP/EVP) sei er in diese Entscheidungen mit einbezogen worden. Er vermutet, dass Kreuzlingen eigentlich keine Wahl hatte und notgedrungen zustimmen musste: «Wenn Konstanz den Zollübergang dicht macht, können wir nichts daran ändern.»
Stadtrat wartet Messungen ab
Ausnahmsweise recht wortkarg zeigt sich in dieser Angelegenheit Baustadtrat Michael Dörflinger, der auch für den Verkehr zuständig ist. Er verweist auf die Medienmitteilung von vergangener Woche: «Mit dem Ziel, den Konstanzer Stadtteil Stadelhofen vom Durchgangsverkehr zu entlasten, sperrte die Stadt Konstanz in Absprache mit dem Kreuzlinger Stadtrat die Kreuzlingerstrasse auf Höhe Hauptzoll.» Wie weit die Absprache geht, wie lange vorher daran gearbeitet wurde, ob Kreuzlingen eine Wahl hatte oder vor vollendete Tatsachen gestellt wurde – all dies blieb unbeantwortet.
Für Dörflinger sind grössere Schilder zur Lenkung der Verkehrsströme «kaum die Lösung». Allerdings sei tatsächlich davon auszugehen, dass die Autofahrer mit der Zeit die bequemere Route über die Chance Nord wählen, ausser vielleicht während den Stosszeiten. «Aber das werden wir dann aus den Messungen ersehen.»