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Der Legionär aus dem Appenzell

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Peter Eggenberger neben einer Felduniform der Fremdenlegion. Die Erlebnisse seiner Dienstzeit hat er auch in Kriminalromanen geschildert. (Bild:ek)

Peter Eggenberger neben einer Felduniform der Fremdenlegion. Die Erlebnisse seiner Dienstzeit hat er auch in Kriminalromanen geschildert. (Bild:ek)

«Fremdenlegionäre sind Söldner, Aussteiger, Drogensüchtige oder Verlierer. Ich bin ein Beispiel dafür, dass es auch das Gegenteil gibt», eröffnet Peter Eggenberger seinen Vortrag über seine Dienstzeit in der Fremdenlegion. Diese sei keineswegs ein Haufen von Trunkenbolden, sondern zählt auch heute noch zu schnell einsatzbereiten Elitetruppen des Französischen Heers. Also gross, breit und kahlrasierte Soldaten? Als Eggenberger mit 20 aus Abenteuerlust sein Heim im Appenzell verliess, war er viel eher ein kleiner, zäher Bursche. Dennoch wurde er nach einer Ausmusterung in der Provence in der Fremdenlegion akzeptiert und er unterschrieb einen Vertrag über fünf Jahre Dienstzeit.

Viel Wüste, wenig Feind
Ende der 50er Jahre kämpfte Algerien um seine Unabhängigkeit von Frankreich, mit dabei natürlich auch die  Fremdenlegion. Doch bevor es an die Front ging, kam der Drill. «Der härteste Teil meines Dienstes», so Eggenberger, dem auch 50 Jahre nach seiner Ausbildung die Anstrengungen noch anzuhören sind. Von morgens bis abends wurde in der brütenden Wüstensonne exerziert und in der Nacht musste die Uniform wieder auf Vordermann gebracht werden. Sonst ertönten die gefürchteten Worte des  Vorgesetzten:  «vingt-cinq», 25 Liegestütze mit Ausrüstung.

Nach den neun Monaten Ausbildung hatte er eigentlich schon genug von der Legion, der Gedanke der Desertation kam ihm. Doch die angedrohten Strafen und das eigene Eingeständnis des Versagens hielten ihn davon ab. So versuchte er die restliche Zeit möglichst angenehm und ungefährlich hinter sich zu bringen. Er liess sich zum Funker ausbilden und in ein Panzerregiment versetzen.  Der Algerienkrieg war ein asymmetrischer Krieg, was bedeute, dass die Aufständischen haupsächlich in den Bergen gejagt wurden. Kein Terrain für Panzerfahrten also. Nur einmal stand der Appenzeller unter direktem Feuer, seine Funkausrüstung bot ihm die rettende Deckung.

In der Schweiz verfolgt
«Der Sog der Fremdenlegion ist gewaltig», berichtet der heute 75 Jährige, «vielen wird das Zivilleben fremd und sie kehren zur Armee zurück.» Eggenberger schaffte den Ausstieg jedoch und gliederte sich im Dorfladen seiner Eltern wieder in die Gesellschaft ein. Nach der Dienstzeit reiste er zurück ins Appenzell, obwohl er auch Französischer Staatsbürger werden oder eine militärische Laufbahn hätte einschlagen können. Ein Problem blieb jedoch noch: die Verfolgung durch die Militärpolizei. Denn laut Schweizer Recht dürfen keine Eidgenossen in einer fremden Armee dienen. Doch auch dies ging glimpflich für Eppenberger aus, er leistete seinen Armeedienst nach und fing eine Ausbildung am Kreuzlinger Lehrerseminar an. Ganz losgelassen hat ihn die Fremdenlegion dennoch nie. In zwei Kriminalromanen verarbeitete er seine Erlebnisse. «Man kann die Fremdenlegion verlassen, doch die Legion verlässt einen nie», schloss Eggenberger seine Ausführungen.


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