
Tanino Liotta zeigt der heranwachsenden Coiffeurgarde die althergebrachte Kunst des Rasierens. (Bild: ek)
Für Tanino Liotta ist das Rasierhandwerk eigentlich nichts Neues. Sein Vater Nicolo Liotta brachte ihm schon von klein auf bei, das Rasiermesser zu schwingen. Doch selbst in Italien ist der Beruf des Barttrimmers zur vergessenen Kunst geworden.
Von der Muschel bis zur Klinge
Einer von vielen Gründen, warum Liotta sich entschieden hat «Taninos Barbershop» ins Leben zu rufen. Im Hinterzimmer vom Coiffure Liotta stehen seit einem Monat zwei alte Barbierstühle, in einem Kasten werden Handtücher aufgewärmt und an der Wand hängt ein altes Holzregal, welches eine Fülle an Ölen, Cremen und Aftershaves enthält. Und das alles nur, um ein paar Barthaare zu stutzen? «Ein Bart braucht sehr viel Pflege, sonst wird er unförmig», erklärt Liotta sein Handwerk. Dieses hat er in zwei Barberkursen in Mailand wieder aufgefrischt und war auch in New York auf den Spuren der Barbiersgeschichte.
Diese geht weit zurück: Schon in der Steinzeit rasierte man sich mit Muscheln oder geschliffenen Steinen, bei den Römern wurde der Übergang vom Jungen zum Mann mit einer Rasur besiegelt und Bart galt lange Zeit als Machtsymbol. Nach Erfindung des Rasierhobels nahm diese Bedeutung stetig ab. Doch in den vergangenen Jahren wurden Dreitagebärte und sogar Vollbärte wieder als gesellschaftstauglich anerkannt und liegen nun sogar im Trend.
Ein weiterer Grund für Liotta, das ordentliche Rasieren, welches in der Coiffeurausbildung gar nicht mehr gelernt wird, wieder aufleben zu lassen. Denn eine ganze Rasur im «American Style» dauert an die 45 Minuten. Zuerst wird der Bart mit Öl oder Creme vorbehandelt, danach folgt ein warmes Handtuch zur Entspannung. Mit Seife, Pinsel und Rasierklinge wird den Stoppeln dann zu Leibe gerückt. Darauf folgt eine eiskalte Kompresse und die Nachbehandlung mit Aftershave.
Auswaschen muss jeder selber
Das beinahe an Wellness grenzende Angebot kommt nicht nur bei Kunden gut an, sondern auch bei anderen Coiffeuren. Liotta erhielt mehrere Anfragen, woraufhin er kurzerhand eine Barberschool gründete. Seinen Berufskollegen lehrt er, dass Rasieren immer noch etwas Archaisches ist. Die wortwörtliche rasiermesserscharfe Klinge an der Gurgel erinnert ständig daran. Und nach der Behandlung muss Mann immernoch selbst Hand anlegen. «Seinen Bart wäscht jeder Kunde selber aus». Darauf besteht Liotta. Weitere Infos unter www.taninos-barbershop.ch.