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Stille Helden gemeinsam im Grosseinsatz

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An der GEWA vom 7. bis 10. Mai treten die Feuerwehren Kreuzlingen und Konstanz gemeinsam unter dem Motto «Stille Helden grenzenlos» auf. (Bild: zvg)

An der GEWA vom 7. bis 10. Mai treten die Feuerwehren Kreuzlingen und Konstanz gemeinsam unter dem Motto «Stille Helden grenzenlos» auf. (Bild: zvg)

Die Schweizer und die Deutschen Kollegen schütteln sich freundschaftlich die Hand. Die vier stehen an der Kunstgrenze beim Kreuzlinger Hafen. Hier werden sie im Mai gemeinsam an der GEWA Messe auftreten. Wie sie so dastehen, unterscheiden sich die zwei Feuerwehren in ihrer Uniform und der Beschriftung der Fahrzeuge. Bei der Bezeichnung der Ausrüstung gibt es auch einige Unterschiede, wie schnell klar wird. «Sollen wir den Gürtel ablegen», fragt Unteroffizier Mariano Grosso. Seine Deutsche Kollegin Ramona Krieg schaut ihn schräg an. «Du meinst die Koppel?». Ansonsten passt die Zusammenarbeit perfekt. So auch beim Altstadt-Brand in der Hussenstrasse in Konstanz vor fünf Jahren. Zum einen unterstützen sich die beiden Feuerwehren mit Manneskraft, zum anderen mit zusätzlicher Ausrüstung und Material. Während eines gemeinsamen Einsatzes arbeiten die Feuerwehren selbstständig. «Beide Seiten sind für sich ein eingespieltes Team und funktionieren perfekt. Auch die Funkverbindung läuft bei einem Grosseinsatz über verschiedene Kanäle». Auf die Frage, ob man auf Hoch- oder Schweizerdeutsch kommuniziert, lacht Mariano Grosso. «In so einer Situation reden wir nicht, wir schreien». Dass die Zusammenarbeit im Notfall reibungslos verläuft, veranstalten die beiden Feuerwehren jährlich eine grenzüberschreitende Übung. Letztes Jahr wurde ein fiktiver Gasbrand in den Konstanzer Stadtwerken geprobt und gemeinsam erfolgreich gelöscht.

Gemeinsamer Messeauftritt
Soweit sich Fourier René Senn zurück erinnern kann, begann die Zusammenarbeit unerwartet im Jahr 1963 beim Brand der St. Ulrich Kirche in Kreuzlingen. Seither stehen sich die beiden Feuerwehren jederzeit unterstützend zur Seite. Ein gutes Gefühl. An der diesjährigen GEWA treten sie als Gemeinschaft auf und haben sich Einiges für die Besucherinnen und Besucher einfallen lassen. Zwei fast drei Meter grosse Feuerwehrleute aus Kunststoff bilden den Bogen zwischen den beiden Messezelten. Über die Landesgrenze versteht sich. So soll die Verbundenheit gezeigt werden. Die Aktionen werden alle gemeinsam durchgeführt. Von einer Fahrt mit der Drehleiter auf bis zu 37 Meter Höhe zu Löschaktionen und Gewinnspielen. Feuerwehrfrauen- und Männer werden natürlich die ganze Zeit vor Ort sein und die Messebesucher über ihre vielfältige Arbeit informieren und sensibilisieren. «Stellen Sie sich vor, sie wählen die 112 oder 118 und niemand kommt», sagt Ramona Krieg und will so die Bedeutung der Feuerwehr aufzeigen. Der Begriff «Feuerwehr» beinhaltet aber längst nicht alle Aufgabengebiete der stillen Helden. «Wir sind bei Autounfällen, unter Wasser gesetzten Kellern, ausgelaufenem Öl im See oder bei Rettungsaktionen in der Höhe vor Ort», weiss Mariano Grosso sehr gut. «Eigentlich sollte der Name in Polywehr umbenannt werden». Genau diese Abwechslung fasziniert den 39-jährigen Kreuzlinger. Seit acht Jahren ist er der Feuerwehr aktiv. Daneben stehen regelmässige Übungen und Ausbildungen an. In einem stockdunklen mit Rauch gefüllten Luftschutzbunker eine Person zu suchen, ist nur eine der Übungseinheiten. «Am Anfang schnellte der Adrenalinspiegel massiv in die Höhe, wenn der Pager zu vibrieren begann. Heute gehe ich mit einem klaren Kopf an die Einsätze und verschaffe mir zuerst einen Überblick. Eine gewisse Anspannung ist aber immer da. Und das ist auch gut so», ist er überzeugt. Seine Deutsche Kollegin Ramona Krieg ist seit 15 Jahren aktiv bei der Feuerwehr. Sie hat schon vieles miterlebt und ist mit Leib und Seele ein wichtiges Mitglied im Konstanzer Team.
Jugend rückt nach

Mit gezielten Aktionen wie Schnuppertagen beim Ferienpass, Tag der offenen Tore oder Werbekampagnen macht die Kreuzlinger Feuerwehr auf sich aufmerksam. Mit Erfolg. 2014 konnten sie 19 Neumitglieder gewinnen. Vor allem der Nachwuchs wächst. Jasmin Vorburger ist 15 Jahre alt und begeisterte sich vor 5 Jahren für die Feuerwehr. Seither werden sie und ihre jungen Kolleginnen und Kollegen auf den Ernstfall vorbereitet. Auch wenn dieser noch drei Jahre entfernt liegt. Der 16-jährige Tammo Böttcher aus Konstanz entdeckte seine Leidenschaft bei der Feuerwehr vor sieben Jahren. «Ein gewisses technisches Interesse ist Voraussetzung, um der Jugendfeuerwehr beizutreten», weiss er. Der Gymnasiast mit Fachrichtung Technik will nach dem Abitur Maschinenbau studieren. Somit fällt ihm der Umgang mit den diversen Gerätschaften einfach. Jasmin hatte bis vor ihrem Eintritt in die Jugendfeuerwehr Kreuzlingen keine technische Affinität. Schnell bewies sie aber Talent und kann die Gerätschaften mittlerweile leicht und mit Freude bedienen. Die beiden freuen sich, wenn sie mit 18 Jahren endlich zum Einsatz kommen. «Viele denken: nach mir die Sintflut. Ich will aber dableiben und helfen», erzählt Tammo. Jasmin kann ihm nur beipflichten. «Ich habe Respekt vor meinem ersten richtigen Einsatz. Ich weiss erst dann, wie ich auf gewisse Situationen reagiere. Aber ich werde bereit sein», ist die Oberstufenschülerin sicher.


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