
Ordner voller Ideen: Stadtplaner Anthony Sarno, Bau-Stadtrat Ernst Zülle und Tiefbau-Leiter Sandro Nöthiger (v. l.) präsentieren Massnahmen zur Optimierung des Langsamverkehrs in Kreuzlingen. (Bild: Thomas Martens)
Für die Erarbeitung eines Langsamverkehrsprogramms hat der Stadtrat im Jahr 2012 eine Projekt- und Begleitgruppe mit Vertretern aus Politik, Gewerbe, Schule, Bevölkerung sowie Stadtbus und Ordnungsdienst eingesetzt.
Analyse und Massnahmen
Zunächst wurden die Schwach- und Gefahrenstellen im Stadtgebiet erhoben sowie das Velo- und Fussverkehrsnetz überarbeitet. Dann hatten die Beteiligten Planungsgrundsätze zur Förderung des Langsamverkehrs definiert, welche bei zukünftigen Verkehrsplanungen und bei der Überarbeitung von Planungsinstrumenten sowie Reglementen überprüft und gegebenenfalls weiterverfolgt werden sollen. Zuletzt wurden konkrete Massnahmen formuliert, um Schwach- und Gefahrenstellen zu eliminieren und das Langsamverkehrsnetz umzusetzen. Das Paket muss noch im Stadtund Gemeinderat behandelt werden.
«Unsere grobe Kostenschätzung geht von etwas mehr als 26 Millionen Franken über zehn Jahre hinweg aus», sagte Ernst Zülle anlässlich einer Medienkonferenz am Montag. Es handele sich dabei um Bruttokosten, allfällige Beiträge vom Bund über die Agglomerationsprogramme oder des Kantons seien nicht berücksichtigt.
Manche Vorhaben könnten auch im Rahmen von geplanten Projekten realisiert werden und seien in der jeweiligen Finanzierung bereits enthalten. «Dadurch kann es vorkommen, dass bei einzelnen Massnahmen keine direkten Kosten für die Realisierung entstehen», so Zülle weiter.
Das Massnahmenpaket sei weniger eine verbindliche Planungsgrundlage, sondern vielmehr ein Handbuch: «Wenn wir Strassenbauarbeiten haben, können wir schauen, ob sich dabei gleich Massnahmen zum Langsamverkehr umsetzen lassen.»
An 67 Stellen im Kreuzlinger Stadtgebiet wurden Schwach- und Gefahrenstellen lokalisiert. 27 Massnahmen betreffen Ergänzungen im Fussverkehrsnetz, elf im Veloverkehrsnetz. Während Kreuzlingen im Vergleich zu anderen Städten gemäss Stadtplaner Anthony Sarno «schon ein relativ engmaschiges Fussverkehrsnetz» hat, bestehe bei Velowegen eher Nachholbedarf.
Hier unterscheiden die Planer drei Streckenarten: Schnell-, Komfort-/Freizeit- und Verbindungsrouten. «Da es immer mehr E-Bikes gibt, müssen wir dem Rechnung tragen», sagt Sarno und verweist auf die Schnellrouten. Diese Velowege müssten mit 1,50 Meter breiter sein, als normale (1,25 Meter). Wenn möglich sollte auf beiden Strassenseiten ein Radstreifen umgesetzt werden, mindestens aber einer bergaufwärts.
Komfort- oder Freizeitrouten ergänzen die Schnellrouten und sollen über zwei beidseitige Radstreifen, in der Regel auf Trottoirniveau, oder über separate Velowege führen. Verbindungsrouten ergänzen beide genannten und erschliessen weitere Ziele im Stadtgebiet. Diese Strecken sollen mit einem Velo-Piktogramm auf der Strasse konsequent markiert werden und seien Vorzugsroute für Velofahrer.
Massnahmen, die noch in diesem Jahr umgesetzt werden, sind eine Markierungsänderung für Velofahrer und Fussgänger an der Unterführung Hafenbahnhof, eine Fussverkehrsergänzung am Hafenbahnhof sowie ein neuer Trottoir in der Alpstrasse. Im Zuge der Neugestaltung der Romans-hornerstrasse werden auch hier Gefahrenstellen bereinigt.
Veloweg im Seeburg-Park?
Stadtrat Zülle ist sich bewusst, ein heisses politisches Eisen anzupacken, wenn er über einen Veloweg im Seeburg-Park nachdenkt. «Es besteht der Wunsch, das Seemuseum und die Seeburg besser für Velofahrer zu erschliessen», berichtete er. Er möchte zumindest prüfen lassen, ob und wo eine spezielle Trasse möglich wäre. Eines ist für ihn auf jeden Fall klar: «Wir möchten die Velofahrer im Seeburg-Park entkriminalisieren». Denn bisher dürfen sie nur am südlichen Rand quasi vorbeiradeln.