Ab den 60er Jahren wurden ästhetisch erhaltenswerte Häuser kontinuierlich durch Bausünden ersetzt. In den 80er Jahren wollte die Bevölkerung partout keinen Bellevue Park mehr, der zwar heute noch so heisst, jedoch wenig mit einem Park oder einer Perle zu tun hat. Immer dann, wenn man glaubt, die Talsohle erreicht zu haben, geht es in Kreuzlingen weiter.
Nun möchte die Stadt den über Generationen geschützten Freiraum von der St. Ulrich Kirche über den Dreispitzpark bis zum Löwenplatz ein Ende setzen. Die unverbaute Sicht auf eine der letzten Perlen von Kreuzlingen, die St. Ulrich Kirche, soll dem neuen Stadthaus auf dem Bärenplatz weichen. Bereits im Jahr 2007 finanzierten die Steuerzahler einen Wettbewerb zur Gestaltung des Bärenplatzes (Festwiese) inklusive Tiefgarage. Es gewann verdient das Projekt Dialogos, dass der St. Ulrich Kirche den angemessenen Freiraum einräumte. Ausgezeichnet wurde es mit Worten wie: «Die historische Dimension des Ortes bleibt spürbar.» Das allzu schöne Projekt verschwand in einer Schublade. Was spricht gegen ein fünfstöckiges Stadthaus auf dem stadteigenen Parkplatz (Wohnzone 90) an der Ecke Marktstrasse/Sonnenstrasse? Eigentlich nichts, ausser die selbst auferlegte Strategie nach verdichteter Bauweise in Kernzonen sei nicht ganz ernst gemeint.