
Auch Moderator Mario Testa (Mitte) gelang es nicht, grosse Unterschiede zwischen den Schulpräsidiums-Kandidaten (v.l.) David Blatter, Silvano Castioni, Michael Stahl und René Zweifel herauszuarbeiten. (Bild: Thomas Martens)
Einmal, als ein zweifacher Vater aus dem Publikum die Frage stellte, ob denn die Kreuzlinger Schule etwas gegen die tiefe Maturitätsquote im Thurgau machen wolle, blitzte so etwas wie eine differenzierte Sichtweise auf. SP-Kandidat Silvano Castioni wies auf den Fachkräftemangel bei Akademikern hin und könnte sich durchaus vorstellen, beim Hochschulzugang eine Chancengleichheit zu anderen Kantonen herzustellen. Die übrigen Kandidaten lehnten die künstliche Erhöhung einer Quote ab und unterstrichen beispielsweise die Bedeutung einer beruflichen Ausbildung.
Alle sind sich einig
Das war’s dann aber auch schon mit einem zumindest ansatzweisen offenen Schlagabtausch. So kratzten die Fragen von Moderator Mario Testa oder aus dem Publikum – etwa zur Volksschule, Bürokratie für Lehrer oder Frühfranzösisch – meist nur an der Oberfläche. Aber letztlich gab’s beim Apéro ja noch ausreichend Gelegenheit für die Besucher, den einzelnen Kandidaten auf den Zahn zu fühlen.
Zeit zum Nachdenken
Drei Fragen gingen den Kandidaten vorab von der Schulbehörde zu. Amtsinhaber Jürg Schenkel wollte sicher gehen, dass es zu den Themen konkrete, überlegte Aussagen des Quartetts gibt, an denen sie sich messen lassen müssen.
So würden, wenn sie zum Beispiel nur für die Sekundarschulbehörde gewählt würden, alle Vier die Wahl ablehnen. «Das wäre ein Rückschritt», so das Urteil unisono. Seit 22 Jahren sind Primar- und Sekundarschulbehörde unter einer Leitung.
Beim Einsatz von Informationstechnologie an der Schule waren sich alle einig, dass Computer & Co. Chancen, aber auch Risiken bergen. Die Schüler seien im Umgang damit entsprechend zu sensibilisieren.
Heikel die Frage nach Einsparmöglichkeiten, wenn 400000 Franken fehlen würden. «Zuletzt am Kerngeschäft, der Bildung», sprachen die Vier wie aus einem Mund. Finanzielle Beteiligungen und Investitionen seien zu überdenken. Castioni und Blatter dachten sogar über den Steuerfuss nach.
Den einzigen Szenenapplaus des Abends bekam René Zweifel, als er ein klares Bekenntnis zur Weiterführung des Hallenbads Egelsee gab: «Es wird von allen Altersklassen genutzt. Sinnvoller kann man einen Steuerfranken nicht einsetzen.»
Zuhörer mischten mit
Interessant, welche Fragen das Publikum umtrieb. So wollte beispielsweise Kantonsrat und Unternehmer Klemenz Somm wissen, wie es die Kandidaten mit einer Klassenfahrt in den Europapark halten. Alle waren sich einig, dass es in der Schweiz selbst genügend lohnende Ziele gebe.
Stadtratskandidat Chris Faschon nutzte die grosse Bühne, um den Religionsunterricht, speziell den über den Islam, zugunsten der Ethik infrage zu stellen. Dazu gab es von allen Kandidaten eine klare Absage. «Welche Richtung richtig oder falsch ist, muss jeder für sich selbst entscheiden», sagte dazu SVP-Mann Blatter. Und Michael Stahl meinte, dass Religionsunterricht allen ermöglicht werden solle, egal welcher Konfession.
Abschliessend hatten die Vier noch die Möglichkeit, Alleinstellungsmerkmale zu benennen. Blatter sah bei sich als Besonderheit die Schnittstelle zum Grossen Rat, wo im wesentlichen die Gesetzgebung gemacht werde. Zweifel nannte seine langjährige Erfahrung in der Kreuzlinger Schule und Castioni seine zehnjährige Tätigkeit als Stadtschreiber, die ihm tiefe Einblicke in Verwaltungsführung ermög licht hätten. Stahl bezeichnete sich als unbelastet und steht für einen Neuanfang.