«Überseezungen» heisst eines der vielen Bücher, die Yoko Tawada veröffentlicht hat, seit sie 1979 nach Deutschland kam. Ist es eine Liebesbeziehung zur deutschen Sprache, die sie immer neue Klänge und Bedeutungen in vertrauten Worten finden lässt? So freundlich wirkt sich ein «fremder» Blick jedenfalls selten aus, doch ist er nicht harmlos. In den spielerischen Gedichten und Essays, die Yoko Tawada in Gottlieben vorstellt, bleibt auch der Schreck des Nicht-Verstehens nicht aus. Wenn sie zum Beispiel in ihrer Poetikvorstellung von der Verwirrung erzählt, die in einer Intellektuellenrunde bei der Bemerkung entsteht, dass Japan niemals eine europäische Kolonie gewesen ist – dass es also immer auch andere, unabhängige, konkurrierende Zivilisationen und Weltentwürfe gegeben hat. Yoko Tawada muss all jene irritieren, die fast jährlich den Beginn der «Migrantenliteratur» ausrufen.
Besucher können sich auf einen Abend mit einer Autorin freuen, die schon lange hier ist, schon lange schreibt und der deutschen Sprache mit einer ganz eigenen Mischung aus Vertrautheit und Fremdheit begegnet.
Zur Person
Yoko Tawada wurde 1960 in Tokyo/Japan geboren. 1982 bis 2006 lebte sie in Hamburg, seit 2006 lebt sie in Berlin. Studium der Literaturwissenschaft in Tokyo, Hamburg und Zürich. Unzählige Preise und Anerkennungen wurden ihr vergeben, u.a. Adelbert-von-Chamisso-Preis 1996, Noma-Bungei-Literaturpreis, Japan 2011: Writer-in-Residence Paris, Sorbonne 2012, Yomiuri-Literaturpreis, Japan 2013. Zuletzt erschienen sind Schwager in Bordeaux (Roman) 2008, Abenteuer der deutschen Grammatik (Gedichte) 2010, Fremde Wasser 2012, Mein kleiner Zeh war ein Wort (Theaterstücke) 2012.
Literatur am Donnerstag
27. Juni, 20 Uhr:
Yoko Tawada
Abenteuer der deutschen Grammatik
Moderation: Annette Hug
Bodmanhaus, Am Dorfplatz 1, 8274 Gottlieben
Reservation: Tel. 071 669 34 80 oder sekretariat@bodmanhaus.ch
Weitere Infos unter www.bodmanhaus.ch.